Götz Nachtigall

Rokokodichter in Meisenheim

In diesem gemütlichen Zimmer finden Sie einen gotischen Wandschrank mit einem Portrait des Namensgebers sowie Einrichtungsgegenstände des 18. Jahrhunderts.

In lauen Frühlingsnächten hört man im Meisenheimer Hof die Nachtigallen schlagen. Dies erinnert uns daran, dass einst hier in der Obergasse ein bedeutender deutscher Dichter gelebt hat, dem kein geringerer als Johann Gottfried von Herder den Beinamen „Nachtigall“ gab. Johann Nikolaus Götz, 1721 in Worms geboren, studierte Theologie in Halle und gehörte in dieser Zeit dem von ihm mit begründeten „Halleschen Dichterbund“ an. Er wurde ein führender Vertreter der nach dem griechischen Dichter Anakreon benannten Anakreontik, einer charakteristischen Rokoko-Dichtung. Nach bewegten Wanderjahren wurde Götz 1794 Inspektor in Meisenheim. Er lebte nur wenige Meter von hier entfernt in dem Lutherischen Amtshaus in der Obergasse 19. Es bestand eine familiäre Bindung nach Meisenheim, denn schon sein Vater sowie auch sein Großvater waren Oberpfarrer in Meisenheim. Von hier zog er nach Winterburg am Soonwald. Dem Hunsrückstädchen blieb er treu, er wirkte dort zuletzt als Superintendent, auch wenn er von Freunden ermuntert, eine Übersiedlung nach Berlin erwogen hatte. Er starb 1781. Götz, geschätzt und gelobt u.a. vom Preußenkönig Friedrich dem Großen, Goethe, Lessing, Wieland, Mörike, war ein Dichter mit formgewandten, bildhaften und melodischen Versen. Zahlreiche Komponisten vertonten Werke von Götz, auch Joseph Haydn. Seine Übersetzungen aus dem Griechischen sowie dem Französischen sind bedeutend. Gleichwohl ist er heute fast vergessen, nicht zuletzt, weil die meisten seiner Gedichte zu Lebzeiten anonym erschienen. Eine Konzession, die der Dichter, dessen Werk auch freigeistige und frivole Züge trägt, wegen seiner Stellung als Amtsperson der „lutherischen Orthodoxie“ machte.
Für einen Tag im Meisenheimer Hof eignen sich als Motto die Götz‘ schen Zeilen aus seinem Gedicht „Der Vergnügsame“:

„Frei, vom verzehrenden Neide,
Von Unvergnügsamkeit frei,
Weiß ich, dass heutige Freude
Ein Quell der morgigen sei.“

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